
Wie kann gesellschaftlicher Wandel gelingen – insbesondere in einer Region wie der Lausitz, die sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel befindet? Unsere Konferenz rückt das Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Reflexion und praktischer Umsetzung in den Mittelpunkt. Im Austausch zwischen Wissenschaft und relevanten Akteuren (Unternehmen, Politik, Kommunen etc.) fragen wir sowohl danach, wie Transformationswissen beschaffen sein muss, damit Wandel gelingt, als auch danach, wie und von wem es in der Praxis erarbeitet und angewendet werden kann.
Wie können Ansprüche auf Transparenz und Mitbestimmung unter Wahrung der Prinzipien repräsentativer Demokratie erfüllt werden? Welche Rolle spielt dabei die Wissenschaft? Bedarf es einer ortsspezifischen Interpretation und Ausgestaltung von Konzepten wie Transdisziplinarität und Ko-Produktion oder Transition Management? Welche Anforderungen an Transformationswissen stellen Transformationsakteure vor Ort? Was liegt bereits vor und wie wird es eingebunden? Welche Expertise von extern wird gebraucht?
Transformationsprozesse sind Ausdruck eines umfassenden gesellschaftlichen Wandels und bedürfen der Reflexion in der Wissenschaft, aber auch der bewussten Begleitung in der Praxis auf der Ebene des regionalen Strukturwandels. Zwischen Theorie und Praxis zeichnen sich dabei Spannungsfelder ab, die eine wechselseitige Vergegenwärtigung und Bearbeitung erfordern. So stellt sich einerseits die Frage, inwieweit der Blick aus der wissenschaftlichen Distanz stärker an die realen Erfahrungen vor Ort und die dortigen Akteur:innen der Transformation gebunden werden oder doch eher in einer Objektivität versprechenden Distanz verbleiben sollte. Beide Perspektiven zeugen von der ambivalenten Bedeutung von Wissen im Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft.
Welchen Wissensstand haben wir heute im Vergleich zu früheren einschlägigen Reflexionsprozessen? Was wurde bereits erforscht und wie wurde dabei vorgegangen? Welche Effekte/Wechselwirkungen hat die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Transformationsprozessen bspw. auf das Forschungsdesign?
Diese allgemeine Problematik soll mit speziellem Fokus auf den Transformationsprozess in der Lausitz diskutiert werden. Die Lausitz bietet sich als mögliche Modellregion für die Beziehung von Theorie und Praxis in der Transformationsforschung geradezu an. Kulturell, politisch und sozial scheint die Lausitz von Spannungsverhältnissen (Rechtspopulismus, Stadt-Land, demografischer Wandel, Post-Extraktivismus) durchzogen zu sein, die sich exemplarisch für Konflikte der westlichen Moderne lesen lassen. Demgegenüber steht, dass die Lausitz zugleich als Pionierregion verstanden werden kann, insbesondere durch den Umbau zur Wissenschaftsregion mit zahlreichen Förder- und Vernetzungsinitiativen mit teils bereits vorhandenen, teils im Entstehen begriffenen Einrichtungen, deren Wirkungen heute noch nicht absehbar sind, die aber bereits reflektiert und dann auch mitgestaltet werden können.
Welche Themen und Disziplinen sind handlungs- und erkenntnisrelevant und von wem werden diese gesetzt? Wo kann Wissenschaft im Sinne ihres Praxisbezugs effektiver werden bzw. wo braucht es überhaupt mehr Wissenschaft oder mehr Forschung? Welche unerwünschten Effekte kann wissenschaftliche Einflussnahme zeitigen?
Der Schwerpunkt auf Gegenwart und Region schließt eine historische bzw. diachrone Dimension ausdrücklich ein. Ausgangspunkt sollen dabei gegenwärtige oder auch zukünftige Herausforderungen sein, wozu auch die vergleichende Rückbindung an Transformationserfahrungen der Vergangenheit oder die vergleichende Analyse heutiger Transformationsprozesse gehören kann. Damit kommt zur zeitlichen eine räumliche Orientierung auf ostmitteleuropäischer, internationaler und globaler Ebene.
Welche Methoden, Instrumente oder Theorien sind anschlussfähig, welche Leerstellen sind diesbezüglich sowohl auf Seiten der Wissenschaft als auch auf Seiten der relevanten Transformationsakteure zu identifizieren?
Insgesamt wird nach den Erfahrungen und der Expertise sowohl der Wissenschaft als auch notwendigerweise der jeweiligen Akteure (Unternehmen, Politik, Kommunen etc.) gefragt. Die Konferenz strebt daher einen Austausch an, der beide Perspektiven miteinander verbindet.
Zeit: 06. und 07. November 2025
Ort: Rathaus Zittau, Hochschule Zittau / Görlitz Haus Z IV
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